Nach fuenf Tagen Erholungspause in San Pedro de Atacames bin ich immer noch nicht erholt. Jeder Gedanke an einen Berg laesst mich tiefer ins Sofa rutschen. Augen zu, und der Berg ist weg.
Ich habe mich mit Luisa im 100 km entfernten Calama verabredet. Wir trafen uns vor vier Monaten ganz unten in Chile. Ein Berg liegt zwischen San Pedro und Calama, kein hoher, aber einer.
Ich trampe und bin in einer Stunde dort, wo ich mit dem Fahrrad erst zwei Tage spaeter sein wuerde.

Calama is very dry

NO AGUA! in Calama
Luisa und ich fahren zusammen Richtung Bolivien. Und weil Luisa wirklich richtig gut schreiben kann, klaue ich ein paar Zeilen aus ihrem Blog ueber unsere gemeinsame Zeit:
„Es ist kalt. Bitterkalt. Zähneklappernd-kalt. Gefühllose-Zehen-kalt. Ich liege in meinem Zelt – das aufgrund einer spielfreudigen Katze noch drei Löcher dazugewonnen hat – in meinem Schlafsack, in meinem Schlafsack-Fleece-Inlet, versteckt unter einem Kapuzenpullover, eingewickelt in zwei Schichten Merino-Wolle. Über das Fußende meines Schlafsacks habe ich meine Daunen-Weste und Regenjacke gestülpt. Ich muss mal. Ich will nicht. Wenn ich aufstehe, wird mir danach nie wieder warm. Ich halte an. Bis die Sonne aufgeht, Licht und wohlige Wärme ins Zelt bringt.
Neben mir liegt Heike, eingewickelt in noch mehr Schichten, mit Mütze und Handschuhen, in ihrem superdicken Daunenschlafsack, der das halbe Zelt ausfüllt. In diesem Daunen-Monster würde ich jetzt auch gern schlummern, denke ich. Doch auch Heike hat in der Nacht gefroren. Denn die Kälte kommt nicht aus der Luft, sondern dringt aus dem Boden durch unsere Isomatten in unsere Schlafsäcke. Ich schlüpfe aus all meinen Schichten, öffne atemlos das Zelt, um mich nach Stunden endlich zu erleichtern. Alles ist weiß. Mein kondensierender Atem verschwindet vor dem weißen Ozean, der bis zum Horizont und darüber hinaus reicht.
Es sieht aus wie Schnee und Eis, es fühlt sich an wie Schnee und Eis, es ist kalt wie Schnee und Eis. Es ist kein Schnee und Eis. Es ist Salz, unter den Füßen knirschendes Salz, dessen Kruste von einem Bienenwaben-Muster durchzogen ist. Ich bin in der Salar de Uyuni auf 3600 Metern angekommen, zusammen mit Heike aus Deutschland, Raphael aus Frankreich und Suwanna aus Thailand.

me, Suwanna, Raphael and Luisa
(…)
„Ich radelte am Meer entlang und durch die Wüste nach Calama, wo ich Heike nach vier Monaten wiedertraf. Zusammen verließen wir Chile, das sich mit einer Laola-Welle der Gastfreundschaft verabschiedete. Die erste Nacht schliefen wir im Gasthaus der Gemeinde von Chiu-Chiu, das an ein französisches Provence-Dorf erinnert und die älteste Kirche Chiles beherbergt.

Church in Chiu-Chiu
Die zweite Nacht hielten wir in der Station San Pedro, um unsere Wasserflaschen aufzufüllen. Ein Arbeiter der Eisenbahngesellschaft setzte all seine Überredungskünste ein, um Heike zu überzeugen, die Nacht in einem der Schlafräume zu verbringen.

in San Pedro
Mich hatte erschon beim „Hola“ überzeugt. Wir hatten nicht nur ein warmes Bett für die Nacht, sondern auch Tee, Thunfisch-Sandwiches, Reis mit chilenischem Curry und Marmeladen-Sandwiches zum Frühstück, bevor wir weiter die Anden hochradelten.

Luisa…

…and me
Die dritte Nacht verbrachten wir zusammen mit Marco und Xenia, die ich im Februar in Argentinien getroffen hatte – und deren Katze mein Zelt weiter zerstörte -, bei den Carabiñeros in Ascotan auf fast 4000 Metern Höhe.

Ascotan
Die Einladung zum Abendbrot schlug ich aus. Unfreiwillig. Die Höhe hatte mir so den Kopf verdreht, dass ich nichts mehr essen konnte. Mit angeschwollenen und blut-unterlaufenen Augen versicherte ich einem Polizisten am nächsten Morgen dreimal, dass es mir gutginge. Heike und ich schalteten zwei Gänge runter. Höher mussten wir erst einmal nicht mehr.

our bikes

Salt lake

and flamingos
Wir radelten 30 Kilometer, um gefrorene Salzseen herum, auf denen sich die Flamingos spiegelten, und an steinernen Fröschen vorbei, bis Cebollar, wo uns das nächste Hotel erwartete. Beheizter Schlafsaal, Betten und Decken, heiße Dusche, Toiletten und Essen (ich weiß, ich rede viel vom Essen, aber es ist nun einmal eines der essenziellen Dinge auf Fahrradtouren): Bananen, Äpfel und Orangen am Nachmittag, ein deutsch angehauchtes Abendbrot mit Kartoffelbrei mit chilenischem Gulasch, Käse-Brötchen und Spiegeleier zum Frühstück.

incredible hospitality in Cebollar
More of Cebollar
press on foto to enlarge
Nach einer bitterkalten Nacht in der Grenzstadt Ollagüe schlossen wir uns an der bolivianischen Grenze Raphael und Suwanna aus Frankreich und Thailand an, um gemeinsam nach Uyuni zu radeln.

Ollague

Welcome to Bolivia
Nach drei Tagen auf der Altiplano bereitete mir die Höhe keine Probleme und kein atemloses Schweigen mehr. Ich hatte den Kopf endlich wieder für meine spektakuläre Umgebung frei.

Luisa
Auf der zentralen Hochebene der Anden liegt Salzsee an Salzsee, umgeben von Bergen, deren Oberfläche Gelb-, Rot- und Brauntöne wie in einem Regenbogen verbindet. An den Rändern der Salzkrusten bauen die Bolivianer, die sich unter Hüten und hinter Tüchern vor der Sonne verstecken, Quinoa an.
Raphael und Suwanna entschleunigten uns. Wir schliefen in einem leerstehenden Bahnhof,

our empty train station

train is passing
in einer Herberge der Gemeinde San Juan, die von Aida und Alberto betreut wird, die sich am Abend zu uns setzten, und in einem leeren Raum der Gemeinde Colcha K, bevor wir uns gemeinsam in die weiße Salzwüste stürzten, die Salar de Uyuni.

salt is coming

this is not ice
Die ersten Meter auf dem weißen Ozean fühlten sich eigenartig an. Obwohl mir klar war, dass ich auf Salz radelte, sagten mir meine Augen etwas anderes. Ich erwartete, auf Eis abzubiegen, ich erwartete, wegzurutschen. Doch nichts geschah. Ich hob den Blick. Auf die unendliche Salzwüste, ohne Schutz, der nächtlichen Kälte gnadenlos ausgeliefert.“
And life inbetween:

Atacama desert

no plants anywhere

on the road

abandoned village in Bolivia

Apell nicht ueberall Muell zu hinterlassen

cementery in San Juan

our first Lamas

Balancing on my Noodle

it is getting really cold

sunset

Suwanna, Raphael and Luisa

Standing on my helmet

on the salar

on the salar

salt hotel

Suwanna massages my knee. THANKS A LOT. (Photo Luisa)
Liebe Heike,
ein schöner Bericht, viel Spaß noch und pass gut auf dich auf!
Wir hången noch in El Alto fest…
Bis Mittwoch gilt unser Visum für Bolivien.
Liebe Grüße von Raimund und Annett, getroffen in La Paz
LikeLike
Hallo Heike, da werden Erinnerungen wach! Uns hat die Strecke zwischen Uyuni und Calama ebenfalls super gefallen. Zum Glück war es bei uns nicht ganz so kalt und wir konnten nach Calama bergab fahren …
Keep on rolling! Birgit und Johannes
LikeLike
hey, ihr beiden, viele liebe Gruesse. Heike
LikeLike
Hallo Heike,
Heut’ habe ich mich fasziniert durch deinen Blog gelesen und bin gespannt wie es dir weiter ergeht.
Welch wunderbare Fotos! Ich wünsche dir alles Gute für deine weitere Tour.
Liebe Grüße
Heike
(Deine Ex-Kollegin aus Stuttgart)
LikeLike
Hallo Heike, dir lieben Gruss zurueck. Manchmal denke ich an Stuttgart….
LikeLike