Zahlenterror …
Durchschnittsgeschwindigkeit, Gesamtkilometer, Hoehenmeter, Gesamtfahrzeit, Pausentage, Fahrtage, Hoechstgeschwindigkeit…..
Der selbstauferlegte Druck, den diese Zahlen erzeugen, und dem wir Radreisende uns wohl alle am Anfang unserer langen Reise kaum entziehen koennen: so und soviele Kilometer am Tag machen zu muessen, vorwaerts zu kommen, noch zwei Stunden weiterzufahren, weil noch zwei Stunden fehlen. Nur jeden x-ten Tag eine Pause zu machen….. Sich auf Gedeih und Verderb diesen Zahlen zu unterwerfen. Es ist ein Lernprozess, manchmal ein sehr langwieriger, ja langjaehriger, sich von diesem Zahlenzwang zu loesen und stattdessen die befreiende Faehigkeit zu erlangen, „die Grenzenlosigkeit des Sich-Treiben-lassens zu genießen.“, wie Luisa schreibt.
Ich schaffe es nicht immer.
…und Regeln
Luisa wurde die Frage gestellt, ob es nicht gegen die Regel verstoesst, zu trampen, anstatt zu radeln. Ihre Antwort: “ Auf dieser Reise gibt es keine Regeln.“
Als ich die ersten Kilometer in Feuerland getrampt bin, stellte auch ich mir die Frage, ob es ok, sei, und auch, ob es ok sei, staendig Pausentage einzulegen…Ich war am Zweifeln und ich war unzufrieden, mit mir und meiner „Leistung“. Nun, nach 3000 gefahrenen Kilometern und vielen weiteren Pausentagen sage ich endlich: „ja, es ist ok, denn, und da widerspreche ich Luisa: Es gibt doch eine Regel, eine einzige, und die lautet lediglich: „Sieh zu, dass es dir gut geht.“
Dazu gehoert, zu essen wenn ich hungrig bin, zu trinken, wenn ich durstig bin, und nicht erst in einer Stunde oder wenn ich oben angekommen bin.
Dazu gehoert, seine koerperlichen Grenzen zu kennen und zu versuchen, sie nicht zu ueberschreiten. Denn am Ende des Radeltages braucht es noch Energie, einen sicheren Schlafplatz zu finden, das Zelt aufzubauen, sich zu waschen, auf der einen Flamme in seinem einen Topf etwas zu kochen, abzuwaschen, und dann endlich in den Schlafsack kriechen.
Zweimal kam ich auf dieser Reise bisher an meine Grenzen: Der Tag, andem ich nach sieben Stunden und 41 Kilometern gegen den Wind Geschiebe voellig fertig aber uebergluecklich die kleine einsame Kirche erreichte.

in der Kirche
Und als ich endlich El Calafate erreichte, nach unendlichen Tagen Gegenwind, weinend vor Erleichterung.
Pause in Bariloche
Eine Woche bleibe ich in Bariloche.
Carlos hat mir seine Wohnung ueberlassen, waehrend er fuer ein paar Tage wegfaehrt.

Carlos and Leon
„Mi casa es tu casa. – Mein Haus ist dein Haus.“ Er kennt mich nicht. Ich ihn auch nicht. Pepa ist unsere Verbindung, obwohl auch Pepa ihn nicht persoenlich kennt. Carlos gibt mir, was ich dringend brauche: Einen Ort, an dem ich einfach mal bleiben und die Tuer hinter mir zumachen kann. Ich geniesse diese Woche und bekomme viereckige Augen vom Fernsehglotzen.

Wein, Chips, Vitamine, Pizza und Glotze
Dazu zwei Kilo Speck auf die Rippen, von den Pizzen, dem Wein, den Chips, den ganzen suessen Leckereien, die ich jeden Tag verdruecke. Danke Carlos, danke danke danke.
Krank
Und dann verabschiede ich mich von Carlos und Leon, seinem Sohn, freue mich, wieder aufs Rad zu steigen und loszufahren, in die Welt. Fahre nachmittags noch 50 km, und am naechsten Tag bin ich krank. Ich will es nicht wahrhaben, ignoriere das Kommende, versuche, schneller zu sein, dem zu entkommen, was da kommt. Aber es holt mich ein. Ich sehe ein, ich verliere dieses Rennen. Nach 16km ist Schluss. Ich finde einen einsamen Platz an einem Fluss.

a great place to get healthy again
Windgeschuetzt, blickgeschuetzt. Hier finde ich Frieden.

Here is peace
Ich habe viel Zeit, nachzudenken, ueber den Sinn dieser Reise, ueber mich. Uberhaupt, der Sinn. Was macht gluecklich? Ich komme zu dem Schluss, der Sinn des DARseins, ist das DAsein fuer andere. Eltern fuer ihre Kinder, Kinder fuer ihre Eltern, Freunde fuer Freunde. Fremde fuer Fremde. Das macht gluecklich und das macht Sinn. Ich bekomme Zweifel an meiner Reise, denn hier, so weit weg, kann ich fuer niemanden da sein, zuhause. Soll ich zurueckfliegen, zurueck zu meinem Campingplatz in Hahlen, zu meinen Leuten, zu meinem Opa? Ist es nicht egal, ob ich in Hahlen bei drei Grad vor dem Zelt sitze und fruehstuecke, oder hier, in Argentinien?

Time to think
Nach fuenf Tagen fuehle ich mich gesund, packe zusammen, und verabschiede mich von diesem Ort des Friedens. Mit Traenen in den Augen und einem dicken Kloss im Hals fahre ich die ersten noch immer zweifelbehafteten Kilometer, erreiche die naechste Ortschaft und erfahre hier wieder den Wert dieser Reise. Es sind die kleinen und grossen Begegnungen, die jeden Tag unverhofft geschehen, die den Unterschied ausmachen zwischen Hiersein und Zuhausesein. Der Verkaeufer im Supermarkt, der unbedingt auch ein Foto von sich haben will, der Bauarbeiter, der mir eine Dose Bier anbietet und spaeter die kleine Schule, mit ihren vier SchuelerInnen, die ich erst von aussen betrachte und dann von innen gezeigt bekomme.
Ohne Lust nach Chile
Nach einem Monat in Argentinien ueberquere ich die Grenze nach Chile.
Einzig und allein um neue drei Monate fuer Argentinien zu bekommen. Ich habe keine Lust auf Chile. Ich verstehe die Leute nicht, es gibt keine suessen Stueckchen, alles ist viel teurer als in Argentinien, als in Deutschland. Es regnet. Die erste Nacht verbringe ich bei Rosa, die ich frage, ob sie vielleicht ein trockenes Plaetzchen fuer mein Zelt haette in ihrem Garten, der Himmel begann gerade, sein Pforten zu oeffnen.

bei Rosa
Ja, hat sie. Wir essen zusammen Abendbrot, gucken zusammen fernsehen. Sie erzaehlt, ihr Mann sei im letzten Jahr gestorben, ganz ploetzlich, ohne Vorwarnung. Nun wohnen nur noch sie und ihr juengster Sohn hier in diesem riesigen Haus aus Holz. Sie zeigt mir Fotos von ihren Enkelkindern. Am naechsten Morgen kocht sie mir ein paar Eier und schenkt mir ein Glas selbstgemachter Marmelade zum Abschied. Danke dir, liebe Rosa. Und Rosa ist nicht die einzige Begegnung, die mir die fuenf Tage in Chile zu einer unvergesslichen Zeit machen. In Villarica, komme ich erst in der Daemmerung an und bekomme ein wenig Panik als ich von einem verschlossenen Campingplatz zum naechsten fahre. Ich frage, was eine Cabana (Ferienhaus) kostet. Zu teuer. Ich irre ziellos durch Villarica, in der Hoffnung, ein Hostel zu finden. alles nur teure Hotels.

Villarica
Und zufaellig stehe ich vor der Feuerwehr. Ich frage, ob sie vielleicht einen Platz zum schlafen fuer mich haetten. Ja, und nicht nur das, sondern auch eine Dusche und eine Kueche, die ich benutzen koennte.

bei den Bomberos in Villarica
Am naechsten Morgen unterhalte ich mich mit Alvaro. Er ist uebersetzt, freiwilliger Feuerwehrmann. wohnt hier, denn eine Wohnung zu mieten ist sehr teuer. So verbringt er seine freie Zeit bei der Feuerwehr, naeht z.B zerrissene Uniformen wieder zusammen. Nachts arbeitet er, verdient Geld. Umgerechnet 600 Euro im Monat. Dies ist nicht viel, aber auch nicht wenig. OttonormalbuergerIn verdient kaum mehr als 1000 Euro im Monat. Ich frage mich und ihn, wie die Leute sich dann solche dicken Vierradantrieb-Gelaendeautos leisten koennen, die ich ueberall sehe, wenn sie nur so wenig verdienen. Seine Antwort: „Alles auf Kredit.“ Nein, viel Geld haben die Menschen nicht in Chile. Auch Rosa muss ihre Rente mit dem Verkauf von Klamotten aufbessern.

Alvaro
Als Alvaro mir die Feuerwehrautos, die verschiedenen Uniformen und deren Einsatzzwecke erklaert, wird seine Fuehrung jaeh unterbrochen: Er und die Mannschaft muessen ausruecken: Ein Hund ist in Not.

Emergency: A dog needs help
Auf Schotterwegen geht es Richtung Norden. Ich fahre durch Mapuchegebiet. Mapuche sind die Ureinwohner, dieser Gegend hier, und wie wirklich ueberall auf der Welt, auch hier benachteiligt. Sie gewannen einige Schlachten damals gegen die weissen Eroberer, aber nicht den Krieg. Ihre Haeuser sind kleine Huetten. Ich fuehle mich etwas unwohl. In Los Aureles, einem kleinen Dorf, komme ich wieder bei der Feuerwehr unter.
Zusammen mit Daniela und Juan, die mir das Feuerwehrhaus aufschliessen und Carlos, dem Kommandeur, seiner Frau und den beiden Toechtern, deren Namen ich leider schon wieder alle vergessen habe, verbringe ich den Abend, kochend und quatschend.

Einige Bomberos und ihr Nachwuchs in Los Laureles
Zum Abschied bekomme ich zwei gehaekelte Blumen, die nun wohl auf ewig in meiner Blumenvase bleiben, weil ich sie nicht mehr herauskriege.
Und dann geht es wieder zurueck nach Argentinien, Chile in bester Erinnerung.
And Life inbetween:
In El Bolson komme bei Mari unter. Sie hat einen ganz besonderen Mitbewohner: Ein kleiner gruener Papagei. Die beiden pflegen eine innige und wirklich besondere Beziehung.
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Fiestsa Nacional del Asado in Cholila, bei dem ich zufaellig war.
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Marsch fuer das Leben in Bariloche, ohne Gegendemo
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Kirmes in Bariloche
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and more

einmal Essen gehen in Chile

Schotter und Sand

Aukazien

What do I need a mobile for?

love your body because it is the only place where you live your hole life

Erinnerung an die argentinische Diktatur

Bariloche in der Ferne

hot and dry

strong winds

very touristically San Martin de los Andes

soccer: Mainz gegen Freiburg in a Supermarket

waiting and waiting

Cooking Spaghetties

short behind..

one of the seven lakes along the „Ruta de los siete Lagos“

burning oven

on the way to Junin de los Andes

A moment of Cooking

Watching „Tatort“ and a beer, what else?

Reminder of how short can be life

on the road

Das Weserstrassenkreuz? Ja, bei meinen lieben Warmshowerhosts

To Chile

Winter is coming

To Chile

Aeste einer Aukazie

„Kuchen“ is a chilenian word

Early in the morning in Los Laureles

Wonderful smelling rose
Viel Glück und Gottes Segen auf Ihrer Reise! Ich freu mich mit Ihnen, dass Sie dieses Wagnis auf sich genommen haben. Herzlich, die Gärtnerin mit dem gruenen Daumen
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Immer wieder faszinierend wie offen Menschen in fremden Ländern doch sein können. Und diese tollen Bilder von den schönen Landschaften !
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