Auf Wiedersehen, Zentralasien…

Osh – Bishkek – Karakol – Kasachstan – Korgas

Up and down it goes from Osh to Bishkek. One day I suddenly had infinite homesickness. I had no control over my emotions, my homesickness got the better of me. The picturesque scenery in front of me made no difference, everything was strenuous, cycling was a hardship and I became completely irritated.…. (Sroll down for more)

Rauf und runter ging es von Osh nach Bishkek. An einem Tag hatte ich plötzlich unendliches Heimweh. Es beherrschte all mein Denken. Die wunderbare Landschaft zog unbemerkt an mir vorrüber und ich kam kaum vorwärts weil alles so anstrengend und ich genervt war. Zum Glück war ´s am nächsten Tag vorbei.

Eines Abends fragte ich nach einem Schlafplatz bei einer Familie, die am Straßenrand ihren Wohnwagen aufgebaut hatte und wie unzählige andere Honig verkauften. Der Junge half mir beim Zeltaufbauen. Ich musste garnichts sagen. Als ob er mein Zelt schon 1000 mal aufgebaut hätte. Er stellte mir unzählige Fragen und verstand meine

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sleeping at families houses

russisch-englisch-deutschen Sprachwurschtelantworten und konnte auf Anhieb meinen Namen richtig aussprechen. Er machte auf mich einen super intelligenten Eindruck. Ich sagte es seinen Eltern, faselte etwas von studieren.
Aber nein, dieser Junge wird kaum eine Chance haben, mehr zu machen als Honig zu verkaufen. Studieren in Kirgistan ist unbezahlbar für arme Menschen.

Gefahr?
An einem anderen Abend war es wieder sehr schwierig, einen Schlafplatz zu finden. Nur Felder, kaum Hecken, und alles von der Straße einsehbar. Ich fuhr, bis es fast dunkel war und versteckte mich hinter einer Buschreihe. Zögerlich und mit ungutem Gefühl baute ich das Zelt auf, lauschte in die Dunkelheit. Und tatsächlich. Es war mittlerweile stockfinster als nach einiger Zeit ein Auto anhielt und Leute ausstiegen. „Hoffentlich gehen sie zur anderen Straßenseite…“ Aber nein, sie kamen zu meiner Seite, bemerkten mich zunächst nicht und setzten sich auf die weißen Säcke, die dort lagen, keine 10 m von mir entfernt. Es waren drei Typen. Einer von Ihnen leuchtete mit der Taschenlampe in meine Richtung. Jetzt hatte er mich gesehen. Ich stand auf, ging auf ihn zu. Tat so obercool, wie ich konnte. Immer mit dem Gedanken, „was mach ich jetzt, was mach ich jetzt…?“
Und nachdem er mich fragte, woher ich käme und wo ich hin will, war mir klar, die sind harmlos, die Jungs. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Kurze Zeit später kam ein Traktor mit großem Anhänger. Die Jungs luden die weißen Säcke auf, sagten „Пaкa“-“T schüss“ und fuhren davon. Glück gehabt. Ich habe gut geschlafen.

In Bishkek beantragte ich das Chinavisum über eine Agentur. Und ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Das ist nämlich so eine Sache mit dem Chinavisum . Ständig werden die Regelungen geändert. Zwei Monate zuvor wäre es unmöglich gewesen, an das Visum zu kommen.

Fast eine Woche verbrachte ich in Bishkek. An einem Wochenende sind wir zu fünft zusammen wandern gegangen. Wunderschön. Gut dass ich seit 9.000 km ungenutzt meinen Rucksack mit mir herumschleppe. Pferdeherden, Kuhherden überall, kleine

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without bike

Bäche zum überqueren. Abends Lagerfeuer, bzw. Dauerregen und Sardinen aus der Dose mit trockenem Brot. Dazu eine Flasche Wodka. Zurück nach Bishkek fuhren wir mit einer Matruschka. Ca. 15 Sitzplätze und unendlich viele Stehplätze. Busse gibt es nicht. Aber jedes Auto ist ein Taxi. Die Menschen, auch Frauen alleine, stehen an der Straße und halten winkend das nächste Auto an. Jede Möglichkeit wird genutzt um ein wenig Geld hinzu zu verdienen.

Die letzten Tage in Kirgistan fuhr ich voller Wehmut. Ich mochte das Land, mochte die Leute, wäre gerne noch geblieben. Ich fuhr eine einsame Nebenstrecke zur kasachischen Grenze. Entlang der sandigen Schotterpiste fanden sich noch vereinzelt Yurten. Im September werden sie abgebaut und die Menschen ziehen über Winter zurück in ihre Dörfer. Bei einem Bauernhof fragte ich nach einem Schlafplatz. Ich hatte keine Lust mehr, am Abend noch den Berg, der sich da vor mir auftürmte, zu erklimmen. Und natürlich durfte ich dort übernachten. Ein gesatteltes Pferd stand herum. „Moschno?“- „Darf ich?“ Ich bekam die Zügel in die Hand: „Чу, чу!!“-“Hüüh!!“

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What a great fun

Man, was hat das Spaß gemacht.
Gerne würde ich so toll reiten können, wie die Kirgisen. Was in Deutschland das Fahrrad ist, ist in Kirgistan das Pferd. Zumindest in der ländlichen Gegend. Frauen habe ich jedoch keine gesehen auf den Pferden. Aber alle, die ich gefragt habe, sagten, sie könnten reiten. Sie lernten es als Kinder. Am nächsten Morgen begann ich gerade, mühsam diesen Berg hinaufzuschieben als ein Reiter auf mich zukam und irgendetwas auf Kirgisisch fragte. Ich sagte vorsichtshalber mal „ja.“. Er warf mir ein

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my compagnons

Seil hinüber, ich band es um die Lenkerstütze und das Pferd zog meine Charlotte
den Berg hoch. Ich stiefelte nebenher und hielt sie im Gleichgewicht. Was für ein Glück! Später hatten wir ein ähnliches Tempo, denn er trieb eine Herde Pferde zu ihrem Winterquartier. Er lud mich zum Tee bei seinem Bruder ein. Auch dort stieg ich noch einmal auf ein Pferd. Dieses hatte Lust auf Bewegung und galoppierte plötzlich los. Ich konnte nur noch die Richtung bestimmen, nicht aber das Tempo. Nach dem ersten Schreck hätte es ruhig noch weiter galoppieren können, aber es
hatte keine Lust mehr.

Mein letzter Tag in Kirgistan. Ja, er machte mich traurig. Und traurig machte mich jedoch auch noch etwas anderes: Eine Herde Pferde kam mir entgegen, und eines von ihnen machte so seltsame Hüpfer. Es war schon ganz erschöpft, machte immer

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not nice

wieder Pause. „Können die dem Pferd nicht wenigsten jetzt seine Fesseln lösen“, fragte ich mich wütend und entsetzt. Aber nein. Es war noch schlimmer: Dieses Pferd trug keine Fesseln, ich sah nur die Fellabschürfungen an den Vorderbeinen. Dieses Pferd hat verlernt wie ein Pferd zu laufen.

Das erste, was mir in Kasachstan auffiel, waren die Autofahrer, die wieder rücksichtsvoll in großem Bogen um mich herumfuhren. In Kirgistan gab es so etwas nicht. Der Wind blähte heftig von vorne und ich suchte Schutz in einer Bushaltestelle. Baute den Kocher auf dem dreckigen Boden auf und kochte Nudeln. Viel zu viele. Im nächsten Dorf fragte ich nach Wasser und man schickte mich
ca. einen Kilometer weiter ins Tal hinein. An einer Quelle füllten schon zwei Frauen ihre riesigen Blechbehälter mit Wasser auf. Eigentlich hatte ich keine Lust mehr zum Radeln, und so fragte ich die beiden nach einer Schlafmöglichkeit. Ich folgte ihnen ins Dorf zu einem großen Haus. Mir wurde ein Bett in einem der Zimmer angeboten, was ich gerne annahm, zumal ich plötzlich tierische Bauchschmerzen bekam. Ich trank noch einen Tee und legte mich ins Bett. Nachts musste ich tatsächlich kotzen. Eine unheimlich nettes Paar. Die Kinder sind schon aus dem Haus. Der Mann sattelte morgens seinen Esel und hütete die Schafe. Die Frau melkte die Kühe, und trieb sie anschließend Richtung Wasserquelle. Dort bleiben sie den ganzen Tag und kommen abends zurück in den Hof des Hauses. Sie luden mich ein, noch eine Nacht zu bleiben, und gerne wäre ich das auch. Aber die Zeit drängte, der letztmögliche Einreisetag für China rückte immer näher.

Auch in Kasachstan, auf dem Land, wird das Wasser von einer öffentlichen Quelle oder Brunnen geholt. Im Haus gab es Mikrowelle, Fernsehen, ja sogar Internet, aber

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Welcome to Kasachstan

kein Wasser. Auch das Klo ist weit weg vom Wohnhaus. Eine kleine Bretterbude, im Holzboden ein Loch und darunter eine Grube. Wenn sie voll ist, kommt das Klo einfach ein paar Meter weiter.

Ich traf auf weitere Radfahrer: Matteo aus Frankreich, Ritzo aus Holland, Ilse aus Lettland und Pablo aus Spanien, letztere ein Pärchen, die sich so wunderbar streiten konnten. Wir hatten dasselbe Ziel: China. Abends saßen wir zusammen und tranken

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Matteo, Ritzo, Ilse und Pablo

Wodka, laberten dummes Zeug und lachten. Zusammen reisten wir nach China ein, und machten drei Kreuze, als wir drin waren. Denn ein Visum zu haben, heißt noch lange nicht, das man auch ins Land gelassen wird. Kurz hinter der Grenze trennten sich unsere Wege wieder. Korgas heißt das kleine Grenzdörfchen auf der kasachischen Seite und ebenso auf der chinesischen Seite. Hier eine Stadt, bzw. eine Baustelle. Riesige Hochhäuser entstehen. China war erst einmal ein Kulturschock für mich. Alles blinkte, Alles sauber, alles neu.

Vor mir liegen 17 Stunden Busfahrt nach Ürümqui, 21 Stunden Zugfahrt nach Xining und dann noch einmal 17 Stunden Busfahrt nach Yushu.

Hier werde ich endlich wieder auf meine Charlotte steigen und entlang der tibetischen Grenze wieder auf 4000m Höhe Richtung Süden nach Laos fahren. Inshallah!

More Pictures:

 Luckily, the next day it was like the previous day never happened.

One evening I asked for a sleeping place with a family who had camped their caravan and, like countless others, sold honey. Without a word, their son helped me put up my tent as if he had done it 1000 times before. He asked countless questions and understood my Russian-English-German gibberish and pronounced my name properly right away. He was a very bright boy and left a deep impression on me. I tried to tell his parents that I was very impressed with him and assured them he had a bright future ahead of him. But in reality, this boy will have only a small chance to make his living other than by selling honey. Studying at university in Kyrgyzstan is unaffordable for poor people.

It was not always easy to find a place to sleep, one evening all I saw was fields and no trees or hedges to hide behind. Everything was visible from the street. I cycled until it was almost dark when I saw a row of bushes for privacy. Nervously I put up my tent and listened for noises in the darkness. And really!!! It was pitch dark and then a car stopped and people got out. I hoped they would head for the other side of the road, but no, they came to my side and sat down on some white bags lying beside the road. Just about 10 m from where my tent was. There were three guys, one of whom shone a flashlight my way – he had seen me! Immediately I got up and walked towards him – supercool. “Now what?” I thought. And then he asked for my name, where I was from and where I was going! Can you imagine my relief when I discovered they were harmless young boys out for a good time? A little later, along came a tractor into which they loaded the white bags, „Пaкa“ (bye) and drove away. My lucky day!

In Bishkek I applied for a Chinese visa through an agency, supposed to be easier. For a change I was at the right place at the right time. It really is a funny thing with the Chinese visa. The regulations change constantly. Two months earlier, it would have been impossible to get a visa.

I spent nearly one week in Bishkek. One weekend there were five of us going for a wonderful hike together. I managed to lug around my backpack for the last 9 km. There are herds of horses and cows everywhere. We crossed small creeks, had evening bon fires, on and off rain, we were eating sardines from the can with a little dried bread. Not to forget Vodka. Back to Bishkek with the Matruschka. Fifteen seats for the lucky ones and countless places to stand. There are no buses. Every car seems to be a taxi. Everyone – men and women – waves and stops the next car. No opportunity is missed to make some extra money.

The last days in Kyrgyzstan I travelled with my heart full of melancholy. I liked the country, its people, and would have loved to stay a little longer. I biked along a narrow side road to the Kazakh border. Beside the sandy gravel roads I spotted lonesome Yurts. They are usually taken down in September when people move back to spend the winter months in their villages.
One evening as I was facing a mountain towering high above me, I stopped at a farm and asked for a place to sleep. Of course I could spend the night there. A saddled horse was standing around. “Moschno?“ – “am I allowed?“ With the reins in my hand: “Чу, чу!!“ – Oh what a wonderful pleasure.

I would have loved to ride like the Kyrghyz. What is the bicycle in Germany, is the horse in Kyrgyzstan. At least in the rural area. I have not seen women riding, however, I was told that they do as every child, male or female, learns to ride. The next morning as I was pushing my bike laboriously up the mountain a rider came up and asked something in Kirghiz. I said as a precaution „yes“. He then threw a rope that I fastened around the handlebar and the horse pulled my dear Charlotte up the mountain. I walked alongside and balanced the bike. What luck! The rider was herding a bunch of horses to the winter quarters. He invited me to tea with his brother. Once there, I took the opportunity to ride again. The horse was in a frisky mood and started to gallop. Although I could manage its direction I was unsuccessful doing anything about the speed. But after a while it slowed down, maybe guided by my surprise? Or was it simply bored because I was no challenge?

My last day in Kyrgyzstan. Yes, I was sad. But more than anything I was saddened by what I saw next. Along a herd of horses I observed one that seemed to barely limp along. I became angry because I thought it had chains on. There were no chains, however, but deep chafing injuries on his front legs probably obtained when he was a working horse – in the line of duty. It was so sad that this horse had forgotten to walk like a horse.
The first thing that struck me in Kazakhstan was the drivers who drove around me in a big curve unlike in Kyrgyzstan where I always had to be on the alert.
When a head wind came up suddenly, I found shelter in a bus stop where I put up my cooker and boiled noodles. Too many! In the next village I asked for water and they sent me about 1 km further into the valley. Two women had already filled their gigantic metal containers with water from the small spring. Since I had no more desire to cycle further, I asked for a sleeping possibility. They indicated that I should follow them to a big house in the village. The owners offered me a bed in one of the rooms and I accepted with pleasure, particularly as I was suddenly stricken with severe stomachache. I drank one more cup of tea and went to bed. By night time I was vomiting hard.
An awfully nice couple. The children are already out of the house. In the morning the man saddled his donkey and went out to guard the sheep. The woman milked the cows and then shooed them afterwards in the direction of the spring water. There they would graze the whole day and come back in the evening to be milked again. They invited me to stay one more night and I would have loved to accept their invite. But unfortunately time was running out as my last-possible entry day for China got closer.

Also in Kazakhstan, in the country, water is fetched from a public spring or well. In the houses there would be a microwave, television, even Internet, but no water. Also the loo is located away from the dwelling. A small wooden hut, a wooden floor with a hole and under the hole, a pit. Simple. If the pit is full, the loo gets moved on a few metres.

I met many other cyclists: Matteo from France, Ritzo from Holland, Ilse from Latvia and Pablo from Spain, and later a couple who could argue so wonderfully. All of us were focused on China. In the evening we sat together, drank vodka, talked about silly stuff and laughed. We entered China together as a group and counted our blessing when we finally set foot into the country. To get a visa doesn’t by all accounts mean one can actually enter China! Shortly after the border we parted company.

Korgas is a little border village on both the Kazakh and the Chinese sides. Here is a town with many facets, countless building sites, gigantic highrises under construction, everything flashy, everything clean, everything new. China is a culture shock.
Ahead of me is a 17-hour bus ride to Ürümqui, a 21-hour train journey to Xining and then again another 17-hour bus ride to Yushu.

Finally, once in Yushu, I will mount my beloved Charlotte again and travel along the Tibetan border at a height of 400
0 m in a southerly direction towards Laos. Inshallah!

 

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