Coming home

Es stuermt, windet, alles ist mit einer dicken Sand- und Staubschicht bedeckt. Wellblech und Tueren klappern, der Strom kommt und geht. 

Zwei Tage nach dem Erdbeben, welches zum Glueck nur geringen Schaden anrichtete, 
mein Bett nachts zum Wackeln brachte und garnicht mehr aufhoeren wollte, fegt nun ein Sandsturm ueber San Pedro hinweg. 

Ja, noch immer bin ich hier, in diesem kleinen Ort, im selben Hostel, bin nun aber in ein Zimmer gezogen.

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San Pedro 

Ich kenne den Postboten, den Pastor, die Alkis, die nicht weit vom Alkoholladen an der Strassenecke herumstehen und -sitzen. Ich quatsche mit der Frau, die Tierfutter verkauft, quatsche mit Alexis, der eigentlich als Tourguide arbeitet und nun in einem Kiosk hinter der Theke steht. Ich gruesse und werde gegruesst. 

Die wenigen Spaziergaenge durch den Orte machten mich anfangs traurig. Vorbei an verschlossenen Holztueren, hinter denen sich Restaurants, Reisebueros oder Hotels verbergen, wie die verzierten Holzschilder verlauten lassen.

Die wenigen Menschen auf den Strassen, versteckt hinter ihren Gesichtsmasken. 

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Somebody

Wie gut, dass nun wieder die Sonne scheint. Sie nimmt der ganzen Szenerie ein wenig ihre Trostlosigkeit. 

Abends laesst lediglich das Licht der Strassenlaternen die einsamen Strassen in einem gelblichen Licht schimmern. Die Fenster starren finsterschwarz zurueck. 

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Nobody here

Ab 22:00 Uhr ist Ausgangsperre. 

Ich lerne Daniela und Peter kennen, die hier ebenso gestrandet sind, wie ich. Wir treffen uns regelmaessig, quatschen bis kurz vor 10 Uhr abends, denn dann muss ich ja nach Hause.

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Daniela und Peter

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..und Peter kocht so einmalig lecker…

Noch einmal fahre ich fuer vier Tage weg. Nicht zu meiner Huette, sondern in die andere Richtung. Hoch hinaus, noch mal auf ueber 4000mNN will ich. Nach drei Monaten auf der Couch fehlt mir tatsaechlich jegliche Kondition, schaffe am ersten Tag 25 km und 800 Hoehenmeter.

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up, up, up

Nichts im Vergleich zu vorher. Ich finde einen halbwegs windgeschuetzten Platz. Weniger das Kilometermachen, als diese einmalige Weite, Einsamkeit und Stille noch einmal zu geniessen, stehen im Vordergrund. 

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Ich habe in dieser Wifi-losen Wueste die Muße und Ruhe nachzudenken und mich mit dem Gedanken, nach Deutschland zurueckzukehren, anzufreunden. Plaene zu schmieden, neue Fahrradziele zu ertraeumen. Mich in Deutschland auf mehr zu freuen als auf das Essen. 

Ja, ich werde nach Deutschland zurueckkehren. Coronabedingt. 

Die Grenzen moegen bald wieder aufmachen, vielleicht im September, Oktober. 

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The news: 6754 new cases this day

Aber damit wird das Thema Corona noch laengst nicht vorbeisein. Als europaeische Touristin bin ich stellvertretend die Schuldige, welche das Coronavirus ins Land brachte. Peter und Daniela haben selbst schon hier in San Pedro Anfeindungen erlebt. 

Mit dem Gefuehl, nicht willkommen zu sein, kann und will ich nicht weiterradeln. 

Anders als in Deutschland gibt es in den Andenlaendern tatsaechlich sehr strikte Ausgangssperren. So viele Menschen lebten von ihren kleinen Strassenkiosken, Strassenrestaurants. Diese sind nun alle dicht. Die Menschen haben kein Einkommen mehr. Es gibt kein Kurzarbeitergeld, kein Arbeitslosengeld, kein Hartz IV, welches die Not ein wenig lindern koennte. Und so steigt die Armut. 

Diese neue Armut bedeutet fuer mich ein groesseres Risiko ausgeraubt oder bestohlen zu werden, und dieses Risiko moechte ich nicht auf mich nehmen.

Ich werde wieder nach Minden zurueckkehren, in meinem Radladen anfangen und hoffentlich wieder auf dem Campingplatz in Hahlen mein Zelt aufbauen koennen. 

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Herbst 2018 auf meinem Campingplatz

Ja, ich freue mich auf Deutschland und auf mehr als das Essen. 

Und wann ich genau zurueckkehre? 
Ich weiss es nicht. Anders als die zuvor gebuchten Fluege, ist dieser, sechs Tage vor Abflug, am 20. Juni noch nicht gecancelt. Vielleicht bleibt es auch so. Vielleicht. 

 

And life inbetween

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my daily shopping

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enjoying the sofa with Chitara, the cat

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coming back from my hut

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the desert and I

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Jessi tries to find new parents for the dog

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Police comes, empties the bottles and cans of the homeless people and leaves

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San Pedro de Atacama

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Portrait

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my wonderful camera

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shadow

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the moon is shining on my hut

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part of my hut in the evening

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cycling back from my hut to San Pedro at 8 am.

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healthcontrol point

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measuring temperature at the healthcontrol point

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Waiting at the grocery store

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enjoying the time here

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Found in the sand

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Some km out of San Pedro

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My daily breakfast, cafe and bananabread

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a lonely dog in the night

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enjoying Bodypump with my brother as a trainer

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sunset

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Love in times of Corona

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In front of the health center

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The untouristic part of San Peddro

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Curious dog

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nearly every day a great colourful sunset

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a road in San Pedro 

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another colourful sunset

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tree and child

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and still playing pingpong…

15 Gedanken zu “Coming home

  1. Liebe Heike, jeden Tag denke ich an dich und zähle die Tage bis zum 20. Juni. In Corona Zeiten vergehen diese aber irgendwie langsamer, obwohl es jetzt halbwegs normaler wird. Man ist es auch leid.  Aber nicht unvernünftig werden, durchhalten. Emmerich gehört zu den Städten in denen die osteuropäischen Fleischarbeiter wohnen und nach Holland zur Arbeit fahren.  Grausam.  Es dauerte Wochen, bis unser Landrat Teste durchführen ließ.  Und nun, viel zu spät, kommen die Ergebnisse.  Seit einer Woche zwischen 2 und 9 Infektionen täglich bei den getesteten Fleischarbeiter.  Das hätte nicht sein müssen.  Aber gut, dass die Menschen jetzt wissen woran sie sind. Und hoffentlich ist die Kette der Ansteckung jetzt unterbrochen.  Trotzdem ist es in Deutschland nicht ganz so schlecht, wenn nur alle Rücksicht nehmen. Liebe Heike,  die nächste Mail kommt hoffentlich aus Deutschland oder vielleicht vom Flieger.  Weiß gar nicht ob das geht.  Bleib gesund 😷, Sigrid 

    Gesendet von Yahoo Mail auf Android

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    • Hallo liebe Siegrid,
      Ja, ich hoffe auch, die naechste Mail kommt aus Deutschland.
      Chile liegt gerade auf Platz 1 der Welt, was die Anzahl der taeglich neuen Faelle bezogen auf die Einwohnerzahl angeht. Jeden Tag ueber 5000 neue Faelle bei 20.000 Einwohner. Das waere auf Deutschland uebertragen 20.000 Faelle bei 80.000 Einwohner. Aber ich fuehle mich hier relativ sicher..
      Euch viele liebe Gruesse.

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  2. Hey Heike,
    wir haben in letzter Zeit häufiger an dich gedacht. Eigentlich wollten wir dir auch schon längst eine Email geschrieben haben.
    Wir drücken dir die Daumen das dein Flug nicht gecancelt wird.
    Wir würden dich auf dem Campingplatz besuchen kommen.
    Liebe Grüße aus Hamburg
    Sarah & Olli

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  3. Hallo Heike, dann gibt es also wieder mal eine Pause auf der Reise nach Tuktoyaktuk. Wie ich dich kenne, wird die Pause nicht soooo lange sein 🙂 Gute Heimreise, bleib Xond, liebe Grüße aus und vielleicht bis bald mal wieder in Stuttgart – roland.

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    • Hey Roland,
      wie schoen, von Dir zu hoeren. Ja, wann ich wieder losfahre, steht erstmal in den Sternen, aber dass ich wieder losfahre ist auf jeden Fall klar. Ich hoffe, Dir gehts gut. Umsonst und Draussen findet ja dieses Jahr leider nicht statt, oder macht ihr Autokonzerte??
      Also, bevor ich wieder losfahre, komme ich auf jeden Fall nach Weilimdorf..
      Liebe Gruesse
      Heike

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      • Nein, keine Autokonzerte. Das gibt beim Stagediven immer so viel Schrott 😉 U&D Stuttgart fällt dieses Jahr leider aus, dafür wirz näxtes Jahr umso doller. Wir freuen uns auf deinen Besuch – gute Heimreise und liebe Grüße – roland.

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  4. Hallo Heike,
    macht mich schon ein bisschen traurig, dass Du Dich nur auf das Essen in Deutschland freust… Sollen wir uns auf einen Döner treffen und dann badisch babbele? Darauf tät ich mich freuen!
    Dein Freund Jan

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    • Hallo lieber Jan,
      Doener und badisch babbele – des isch fei subba.
      Ja, Jan, darauf freue ich mich auch.
      Ich schrieb aber: „Mich in Deutschland auf mehr zu freuen als auf das Essen.“
      Und dazu gehoert das natuerlich dazu, und viele andere Dinge auch.
      Ich freue mich auf Dich
      Heike

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  5. Liebe Heike,
    dann wünsche ich dir, dass morgen alles glatt läuft. Ist schon krass wie Corona allermenschens Pläne und Leben durcheinanderbringt. Bei mir glücklicherweise bis jetzt nur zum Besseren. Aus Indien u.a. gibt es im Moment wohl auch Evakuierungsflüge, während Kollegen von mir grad wieder fröhlich in den Sommerurlaub Richtung Österreich und Kroatien aufbrechen. Wenn man hier fernsieht, könnte man eh meinen, der (verpatzte) Sommerurlaub sei das größte Problem der Deutschen. Es bleibt spannend. Ich freue mich auf deinen ersten Mindener Campingplatzbericht.
    Gute Reise,
    Sandra.

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    • Hallo liebe Sandra,
      heute ist der grosse Tag. Es scheint zu klappen, tatsaechlich. Muss ja auch, denn gestern hatte ich ein tolles Abschiedsfest mit den Jungs hier aus dem Hostel. Bitte drueck, ( und drueckt mir alle, liebe LeserInnen) die Daumen, dass auch Charlotte und mein Gepaeck heile ankommen.

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