Slowly, slowly

„ Ich plane drei Tage ein, um nach Phnom Penh, der Hauptstadt, zu kommen aber alles kommt ganz anders„ – so endete mein letzter Blogeintrag.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich so richtig elend. Ich sagte dem Guesthousemanager, dass ich noch eine Nacht länger bleibe, weil ich krank sei.
Er bot sich an, mich zum Arzt zu fahren, was ich gerne annahm. Ich vermutete Dengue-fieber.
Der Bluttest war negativ.
Ich glaubte ihm nicht und blieb noch eine Nacht. Ich bekam Fieber, und mir war eiskalt in diesem 30 Grad heissem Zimmer. Ich nahm Paracetamol, die zwei Stunden wirkten und dann tat mir wieder alles weh, von Kopf bis Fuss.

Der Guesthaus-manager machte sich solche Sorgen. Er rief die Polizei, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte.
Da traten zwei, ja, ich sage bewusst „Bullenarschlöcher“ in mein Zimmer, machten ungefragt Fotos von mir, und ich sah wirklich schlimm aus. Einer von ihnen stellte sich vor mich hin:“ I Police, you go to hospital!!“ – „Leck mich am Arsch.“
Ich habe das Krankenhaus gesehen, 20-30 Betten in einem dunklen Raum, dazu Krach von den ganzen Besuchern, weit und breit kein Klo in Sicht. Der Alptraum, und wer hätte mir dort etwas zu essen gebracht?
Auf Rat einer Freundin hin, rief ich bei meiner Krankenkasse an. Die Antwort: „Sofort ins Krankenhaus.“

Ich fragte den Guesthouse-manager ob er ein grosses Auto für den nächsten Tag besorgen könnte.
Um sieben Uhr am nächsten Morgen stand ein Fahrer vor der Tür. „10 Dollar.“
Das kam mir sehr wenig vor. Irgendwo musste der Haken sein. Es war ein Minibus, der nach Phnom Penh fuhr unendliche Male anhalten würde um Leute ein und aussteigen zu lassen. Nein, das schaffe ich nicht. Ich brauche ein Auto nur fuer mich. „50 Dollar.“ Das schien mir realistisch.
Ich sagte, dem Fahrer, dass ich in drei Stunden bereit zum Fahren bin.
60 Minuten später stand er wieder vor meine Tür. Ich lag noch im Bett, habe nichts gemacht und er fuhr wieder davon um in zwei Stunden wieder zu kommen.

Die deutsche Botschaft
Ich rief bei der Notfallnummer der Deutschen Botschaft an, weil ich ein Krankenhaus von ihnen empfohlen haben wollte. Und was passierte?
Ein AB ging ran, „Diese Nummer ist gerade nicht erreichbar, aber wenn Sie den und den Handyvertrag haben wollen, dann…..“
Oh, ich habe mich wirklich sehr aufgeregt.

Ins Krankenhaus
Puenktlich um 10 Uhr stand der Fahrer wieder vor der Tür. Mittlerweile war ich fertig mit Packen.

hospital

enjoying food in the hospital

In Phnom Penh lotste ich den Fahrer mit meinem GPS zum Krankenhaus, welches ich mir im Internet ausgesucht habe, wurde in einen Rollstuhl verfrachtet und in die Notaufnahme gebracht. Charlotte bekam einen Platz auf einem bewachten Parkplatz.

Endlich ein Bett. Das Fieberthermometer zeigte 40 Grad.

Meine Krankenversicherung wollte gefühlte 100.000 Unterlagen von mir haben. Ich hatte Hunger, Fieber, suchte auf meinem Rechner die verlangten Flugbuchungen, unterschrieb irgendwelche Unterlagen. Es zog sich Ewigkeiten hin. Die Krankenschwestern waren so lieb und brachten mir eine Kekspackung.
Und dann lag ich endlich, fast fünf Stunden nach Einlieferung in meinem luxuriösen Zimmer, mit Kühlschrank, Mikrowelle, Sofa, Wasserkocher, alles Dinge, die ich nicht brauchte.
Vier Naechte blieb ich im Krankenhaus. Es gab das leckerste Essen, und das war gut so, denn ich hatte überhaupt keinen Hunger. Gegessen habe ich trotzdem, weil ich es mir nicht entgehen lassen wollte. Die Kroenung: Salat mit Balsamico-Essig und Olivenöl.
Diesmal fiel der Test positiv aus: Ja, ich hatte Dengue-Fieber.

inthehospital

Waiting for the end of it

Ich blieb noch acht Tage in Phnom Penh, fand eine Bäckerei mit lecker Baguette, fand einen Laden mit westlichen Lebensmitteln, suchte täglich den Ananas-Verkaeufer, der immer woanders seinen kleinen Stand aufgebaut hatte, und war nach jedem noch so kurzen Gang vor die Tür völlig fertig.

Am letzten Tag in Phnom Penh besuchte ich S21. Ein Ort mit einer furchtbaren Vergangenheit und ein MUSS fuer jeden Kambodscha-Besucher.

S21-1

Rules in S21

S21-totureroom

One of the torture-rooms

S21-3

barbed wire against jumping into dead

S21-namesofvictims

names of victims

s21-upto the3dfloor

up to the 3d floor

S21-Taeter

a guardian

S21-Victims

vivtims

S21-Neveragain

hope

Und weiter
In Siem Raep blieb ich noch einmal eine Woche. Ausruhen und Angkor Wat waren angesagt.

Searoses

Angkor Wat

VisitorsinAngkorWat

I am not the only visitor in Angkor Wat

womanandankgorwat

Angkor Wat

Wo ist mein Glueck?
Zwei Wochen vor meinem Abflug habe ich dann mein Portemonnaie verloren. Diesmal endgültig. Ich habe es schon öfter verloren aber diesmal für immer. 80 Dollar waren darin.
Hat mich das ganze Glück, welches seit 3,5 Jahren mein treuer Begleiter war, nun verlassen? Erst Dengue-Fieber und dann mein Portemonnaie?

Auf den letzten 300 km von der Grenze nach Bangkok begleitete mich die Angst. Angst davor, noch einen Unfall zu bauen, Angst davor, dass jemand mich beklaut, Angst vor Mücken, Angst vor einer Magenverstimmung, Angst, Angst, Angst.
Ich habe die 300 km gut überstanden. Die Menschen, denen ich begegnet bin, waren so freundlich, wie ich es noch nicht erlebt habe, als ob sie wüssten, dass dies meine letzte Woche war, und sie für mich diese Woche so wunderschön wie möglich gestalten wollten.

myfamilyforonenight

Thank you for the dinner, breakfast, shower and place to sleep

Danke, danke, danke.

Das Radeln ging von Tag zu Tag besser. Am ersten Tag noch dachte ich nach 10km: „Das schaffe ich NIE.“ Aber nach einem Schockabend, an dem das Adrenalin meine ganze Lethargie ausloeschte, war ich wieder fit. Ich sah an dem besagten Abend in der Naehe meines schon aufgebauten Zeltes einen riesigen Feuerschein am Himmel, der immer groesser wurde, hoerte schon das Knistern, sah mich in Panik davonrennen. Baute das Zelt wieder ab und fuhr im Stockdunkeln weiter. Ja, das gute an dieser, wie sich spaeter herausstellte, kontrollierten Zuckerrohrabbrennerei  war: Ich war wieder fit.

omtheywaytoBangkok

the road to Bangkok

onthewaytobangkok

cycling into Bangkok

Nun bin ich in Bangkok. Im wunderbaren Spinning Bear Hostel. Charlotte ist schon in einem Fahrradkarton verstaut.

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Spinning Bear bike shop

catsinspinningbear

The cats of Spinning Bear hostel

Und morgen, ja morgen bin ich weg, oder je nach Blickwinkel, wieder da.

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3 Gedanken zu “Slowly, slowly

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